Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) by Hermann Bauer

Nestroy-Jux: Ein Wiener Kaffeehauskrimi (German Edition) by Hermann Bauer

Autor:Hermann Bauer [Bauer, Hermann]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Gmeiner Verlag
veröffentlicht: 2012-07-08T22:00:00+00:00


*

»Schluss für heute, Leopold«, verkündete Frau Heller. »Es war zwar einiges los, aber ich denke, Sie haben die Sache doch einigermaßen gut überstanden.«

Leopold, der gerade die Billardtische absaugte, blickte kurz auf. »Lieber wär mir halt schon, wenn der Herr Waldbauer wieder da wäre«, meinte er.

»Am Montag kommt er ohnedies«, beruhigte ihn Frau Heller. »Dann haben Sie wieder ein bisschen mehr Freiheiten. Ich weiß, dieser angebliche Mord an Herrn Walters beschäftigt Ihr kriminalistisches Gemüt. Ich muss Ihnen gestehen, dass mich die Sache nicht mehr so interessiert, seit ich in Herrn Wondratschek einen kongenialen Partner gefunden habe. Aber, mein Gott, wenn Sie noch die eine oder andere Zimmerstunde brauchen …«

»Gleich morgen, Frau Chefin!«

»Wie bitte?«

»Nur eine Stunde in der Früh. Ich komme statt um neun dann um zehn. Es ist halt wegen dem Urlaub im August. Wenn ich schon wohin fahren soll, möchte ich mich vorher noch ein wenig umschauen.«

»Ist das wirklich notwendig? Sie haben doch zum Beispiel Ihren Freund Daniel am Stubenbergsee. Oder Ihre Tante Agnes im Waldviertel. Sie ist ein ganz reizender Mensch und würde sich bestimmt freuen, wenn Sie ein paar Tage bei ihr verbringen würden.«

Leopold zuckte die Achseln. »Ich weiß nicht! Klingt alles nicht sehr verlockend. Man muss alle Möglichkeiten ausschöpfen. Vielleicht will ich ja doch einmal ins Ausland.«

»Sie und ins Ausland. Das möchte ich wirklich einmal sehen«, zeigte sich Frau Heller belustigt. »Aber bitte, nehmen Sie sich morgen die eine Stunde. Ich möchte ja, dass Sie sich gut erholen. Mein Rat: Steigern Sie sich nicht immer in Ihre kriminalistischen Abenteuer hinein. Sie kommen schön langsam in ein Alter, wo Sie mit Ihren Kräften haushalten müssen. So, und jetzt geben Sie bitte noch die Zeitungen aus ihren Haltern und räumen Sie sie weg.«

Leopold überhörte geflissentlich die letzten Bemerkungen seiner Chefin und tat, wie ihm geheißen. Dabei fiel ihm noch einmal das Blatt mit der Werbeeinschaltung für den Verein ›Confessions Anonymous‹ in die Hände. Er schüttelte den Kopf. Was es alles gab! Ob es wirklich mit dem angeblich knapp bevorstehenden Weltuntergang zusammenhing, dass solche zweifelhaften Unternehmungen jetzt florierten?

Instinktiv las er sich das Inserat noch einmal durch. Dann nahm er kurz den Zettel heraus, auf dem er im Probenraum Walters’ Notizen aufgeschrieben hatte. Nein, er täuschte sich nicht. Es war dieselbe Telefonnummer: 271 22 73.

Herwig Walters hatte also mit hoher Wahrscheinlichkeit bei den ›Anonymen Bekennern‹ angerufen.



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